Reiter in der Kunst vor 1800

Nur wenigen Malern gelingt es, bei unbestrittener künstlerischer Qualität, die Harmonie zwischen Reiter und Pferd wiederzugeben. Auch auf den weitverbreiteten Stichen von Ridinger finden sich oft groteske Figuren. ( alle Bilder )

links: Jan van Eyck - Die Streiter Christi Das linke Bild des brühmten Genter Altars von 1432 zeigt ein gerittenes Pferd in schöner Aufrichtung, ein Beweis für das hohe Niveau der Reitkunst in der Renaissance. Es wird von seinem Reiter mit "falschen Zügeln" beidhändig geführt, wie es Guérinière für Pferde empfielt, die sich noch in der Ausbildung befinden.



Das Fresco aus dem Palazzo Publico in Siena von 1328 stellt einen sienesischen Heerführer dar, der es offenbar eilig hat. Der Vergleich mit den beiden Nebenbildern zeigt, dass es in der Renaissance wie zu allen Zeiten auch schwache Reiter gegeben hat, die ihr Pferd bei weggedrücktem Rücken nicht beizäumen konnten. Die Zäumung ist für schlechte Reiter geeignet. Nur die leichte Zügelhand spricht zu Gunsten des vornehmen Herren.

Ein besonders harmonisches Reiterbild von Michelino da Besozzo um 1400. Es zeigt eindeutig ein gut gerittenes Pferd, das mit leichter Hand geführt wird.

Van der Meulen - Louis XIV bei der Einnahmen von Besancon Dieser Künstler hat etwas von Pferden und Reitern verstanden. Das Pferd strahlt Dynamik aus und der Reiter gleicht den Schwung der Bewegung geschickt durch elastisches Nachgeben in der Mittelpositur aus obwohl er sich dem Betrachter zuwendet.

Sein "Marschall Turenne" scheint nicht ganz so gelungen. Die Proportionen stimmen nicht im Detail, der Reiter sitz zwar aber tief "im Pferd" und strahlt die Routine des erfahrenen Kavalleristen aus, der sich auf dem Pferd, seinem Handwerkszeug, sicher fühlt, insgesamt aber wirkt er steif. Der Pferdetyp ist nicht der des Schulpferdes, sondern eher der eines Soldatenpferdes, das Ausdauer und Geländesicherheit mitbringen muss.

Reiterbilder/Tizian Das Auftragsbild seines Mäzens Karl V zu Pferde ist nicht eines seiner besten Werke. Das Pferd hat wenig Ausdruck und auch Karl V sitzt zwar gerade aber er macht vielleicht wegen seines fortgeschrittenen Alters keine allzu gute Figur auf dem Pferd. Vielleicht wollte der Künstler aber gerade dies darstellen.

Zu welcher Ausdrucksungskraft die bedeutenden Künstler der Renaissance bei Pferdedarstellungen fähig waren, zeigt seine Rötelzeichnung Tizans, aber auch die drei folgenden Bilder.
Leonardo da Vinci - Studie für ein Reiterstandbild
Rubens - Raub der Töchter des Leukippos
Die Quadriga von San Marco in Venedig

Albrecht Dürer - Ritter Tod und Teufel.
Der Kupferstich wird in vielen Darstellungen der Geschichte der Reiterei als Beleg für für die Reittechnik der Renaissance gewertet. Das Bild ist meisterhaft komponiert, von großer Tiefe und Ausdruckskraft, die durch den Körper des Reiters gehende Linie dient aber der Gliederung der Bildfläche, die Reitweise dürfte Dürer kaum interessiert haben. Ebenso scheint er sich mit der Anatomie des Pferdes nicht sehr beschäftigt zu haben, wie die misslungene Darstellung der Vorhand und des zu langen Hinterbeins zeigt.

Reiterbild des Antonio Pollaiolo - 1460 Ebenso Misslungen ist die Darstellung von Reiter und Pferd auf diesm Bild. Alle Details würden einen Kenner vom Kauf des Pferdes Abstand nehmen lassen, man fragt sich, wie man in diesen Sattel kommt und der Reiter scheint Probleme mit den Knien zu haben.

Peter Paul Rubens - St.Georg zu Pferde An Ausdruck nicht zu überbieten, aber auch die Harmonie zwischen Reiter und Pferd ist beeindruckend. Rubens muß zumindest hervorragende Reiter und vollendet ausgebildetet Pferde gesehen haben, um solche Szenen malen zu können.


Das Reiterbild des Herzogs von Lerma scheint weniger gelungen. Es ist ein Auftragswerk, das möglicherweise in der Rubenswerkstatt in Teilen von Schülern erstellt wurde. Auch dieses Pferdebild zeigt aber, dass der Maler eingehende Studien über Pferde betrieben hat, wenn er nicht eine besondere Beziehung zu ihnen hatte.


Velasquez - Phillipp IV zu Pferde - 1636 Der Maler, der dieses Bild abgeliefert hat, versteht vom Reiten nichts. Das Pferd hat einen ängstlichen Gesichtsausdruck und scheint unkontrolliert. Der Sattel und damit der Reiter sind viel zu weit vorn plaziert. Der Reiter wirkt geziert und scheint sich unsicher zu fühlen. Hätte Velasquez reiterliches Enfühlungsvermögen besessen, hätte er dieses Bild nicht aus seiner Werstatt gelassen.


Auch Das Bildnis der Isabella Bourbon, Gemahlin von Phillip IV gelingt nicht überzeugend. Kopf und Hals des Pferdes passen nicht aneinander. Der Gesichtsausdruck des Pferdes ist wieder angespannt, die Reiterin nicht losgelassen.


Antonis van Dyck - Karl V. - 1599-1641 Pferd und Reiter harmonieren hier sichtbar. Der Reiter sitzt im Pferd und hat die Beine am Pferd wie es sein soll. Das Pferd ist in einer glaubhaften, nicht übertriebenen oder spektakulären Bewegungsphase dargestellt. Der berühmte Rubens-Schüler konnte Reitkunst beurteilen und wiedergeben, es wäre interessant zu erfahren, ob er ein guter Reiter war.

Derselbe - Charles I - 1636 Hier wirkt das Pferd ausdrucksvoll, wenn auch nicht alle Körperteile perfekt zu einander proportioniert sind. Der Reiter allerdings macht den Eindruck einer Marionette.


Rembrandt - Polnischer Reiter Rembrand hat von der polnischen Reiterei wohl nicht viel gehalten, sonst hätte er diesen unbekümmerten Bogenschützen nicht auf eine solche abgeklapperte Maehre gesetzt, die kurz vor dem Niederbruch zu stehen scheint.


Rene Antoine Houasse - Louis XIV - 1679 abgesehen von Einelheiten des Kopfes ein gelungenes Pferd, leider sitzt der Reiter nicht an der richtigen Stelle. Auch Houassa scheint keine eigenen reiterlichen Erfahrungen zu haben, er hätte sonst den Reiter nicht auf dem Hals des Pferdes plaziert.


Auch die folgenden vier Bilder weisen grobe Mängel auf, die offenbar weder dem Maler noch dem Käufer bzw. dem Abgebildeten aufgefallen sind.


Georg Desmarée - Kurfürst Max III von Bayern

derselbe - Kurfürst Max III von Bayern

Louis Silvestre - König August III von Polen - 1718

anonym - Bildnis eines vornehmen Reiters - ca 1730

zurück zur [ Hauptseite] - alle [Bilder]