Reiten um 1400

Almosen des heiligen Martin - Michelino da Besozzo - Stundenbuch, New York, Pierpont Morgan Library, ms 944

In der Lombardei hatte sich bereits in den Achtziger Jahren des 14. Jahrhunderts eine bedeutende Miniatur-Kunst entwickelt, mit der zahlreiche Handschriften wie Stundenbücher, aber auch Ritterromane und wissenschaftliche Bücher zur Botanik und Hausmedizin, für die genaue Naturstudien notwendig waren, gestaltet wurden.
Zur zweiten Generation der Künstler dieses Genres gehörte Michelino da Besozzo. Von ihm stammt eines der Hauptwerke der Miniatur, das wahrscheinlich um 1410 entstandene Stundenbuch, in dem sich dieses für die Geschichte der Reiterei interessante Bild des heiligen Martin befindet.
Es zeigt ein "Barockpferd" wie es sich Guérinère wünscht, mit tragender Hinterhand und schöner Aufrichtung, auf Kandare oder Pellham gezäumt. Martin hat die Zügel angenommen, um seinen Mantel mit dem Armen teilen zu können, das Pferd im Hintergrund wird mit durchhängendem Zügel geführt. Das Bild dokumentiert eine hohe Reitkunst bereits vor Grisone. Die Detailtreue des Werkes und die lebensnahe Darstellung der Menschen erlaubt es anzunehmen, dass der Künstler auch die reiterlichen Aspekte korrekt wiedergegeben hat.

Welch große Rolle Pferde im Leben der Reichen schon in der Renaissance gespielt haben, zeigt ein zeitgenössischer Bericht über den Reitstall des Dogen Michele Steno (1400 gewählt), den dieser im Erdgeschoss des Dogenpalstes unterhalten haben soll und der sich mit jedem anderen habe messen lassen könne. Was anderes könnte in der Stadt der Kanäle und Brücken der Zweck der Pferdehaltung gewesen sein, als die Freude der Reitkunst.
Wie überall an europäischen Fürstenhöfen gab es auch in Venedig oft Pferdeballette, Turniere und prunkvolle Aufzüge.
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