Dressursport

  • Reitkunst, wie sie z.B. an der Wiener Hofreitschule gepflegt wird, und der Dressursport, wie er nach den Richtlinien und der LPO der FN abläuft sind zwei verschiedene Dinge. Auch wenn Dressurreiter und deren Funktionäre sich als Vertreter der "klassischen Methoden" verstehen, bedingt der Sportcharakter der Diszipiln mit seinem Bewertungssystem und den damit verbundenen Zwängen Abweichungen von den klassischen Lehren Guérinièrs. Nicht ohne Grund nehmen die Pferde der Wiener Hofreitschule nach einigen früheren Versuchen nicht mehr am Dressursport teil.
  • Wer seit Jahren als Richter auf Turnieren tätig ist kann nicht übersehen, dass mittelmäßige Leistungen das Bild auf den Turnierplätzen und Trainingsstätten prägen, und das nicht erst in neuerer Zeit. Neben den unvermeidlichen, systemimanenten Gründen ( siehe: Normalverteilung) sind die Ursachen hierzu vielfältig. Die Anzahl guter Trainer und Pferdeausbilder wächst nicht mit der Teilnehmerzahl (Vermassung). Viele Reiter erkennen ihre Schwächen nicht, wählen ungenügend qualifizierte Reitlehrer oder haben nicht genug Geld, um professionelle Trainer angemessen bezahlen zu können. Dabei sind die Qualität der Pferde und das Talent der Reiter oft das geringste Problem.
  • Viele Reiter begnügen sich mit dem Reiten von A-Dressuren und haben Lehrer, die über dieses Niveau selbst nicht hinausgekommen sind. Der Gedanke, dass das A-Niveau nur ein Stadium in der Ausbildung eines Schulpferdes im klassischen Sinn ist, geht dabei verloren. Reiter und Trainer, die selbst nie auf einem korrekt versammelten Pferd ihr Reitgefühl schulen konnten, machen notwendiger Weise Fehler und können keine korrekten Grundlagen bei der Pferdeausbildung legen.
  • Wenn sich ein Reiter, der einige Erfolge in A-Dressuren, hat dann in eine L-Dressur traut, zeigen sich grundsätzliche Mängel in der Scala der Ausbildung und bezüglich Versammlung, Biegung und Durchlässigkeit.
  • Auch in derart besetzte L-Dressuren gibt es dann notwendigerweise Sieger und Plazierte, die dann in M-Dressuren starten und so auch in den schweren Prüfungen für schlechte Bilder sorgen
  • Hierzu kommt, dass Pferde, die nicht korrekt gefördert worden sind, mit zunehmendem Alter ihren jugendlichen Schwung und Ausdruck verlieren, der sie vier- und fünfjährig in A-Dressuren noch auszeichnete. Sie bewegen sich dann in den höheren Klassen vielleicht ohne grobe Fehler in den Lektionen aber schwunglos und steif.
  • Beim Richten derartig besetzter Prüfungen werden die Mängel in der Ausbildung von den Richtern in der Regel durchaus bemerkt. Ein Pferd, das seine Lektionen schwungvoll mit erkennbarer Lastaufnahme durch die Hinterhand fehlerfrei absolviert wird immer hoch bewertet werden, im real existierenden Dressursport sind sie leider selten.
  • Bei der Notenfindung müssen aber Fehler in den Lektionen neben dem der Klasse enstsprechenden Ausbildungsstand berücksichtigt werden. Mehrere grobe Lektionsfehler schließen in der Regel eine Plazierung aus. Da aber auch Pferde mit Mängeln in der Grundausbildung lektionssicher sein können, werden diese oft plaziert, da keine besseren teilnehmen.
  • Die Tendenz zum Abspulen andressierter Lektionen ist durch die Struktur der Prüfungen im modernen Dressursport vorgegeben. Die klassische Reitweise, wie sie in Wien im Sinne Guériniéres gepflegt wird, wird zwar immer als maßgebend zitiert, die Dressurprüfungen sind aber zunächst stark von der militärischen Gebrauchsreiterei des 19.Jahrhunderts geprägt worden, heute sind in Dressurprüfungen sportliche Anforderungen bestimmend. Eine Reihen von Lektionen muß unbedingt fehlerfrei absolviert werden. Über die weitere Bewertung entscheiden dann Ausdruck, Schwung und Raumgriff, mit dem das Pferd sie ausfürt. Diese Eigenschaften sind heute weitgehend angezüchtet. Mit schwungvollen Warmblütern, die eine große Übersetzung mitbringen, und die mit energischem Krafteinsatz des Reiters vorgestellt werden, kann man S-Dressuren gewinnen. Erst bei der Piaffe kommt diese Reiterei an ihre Grenze und die nicht genügend geförderte Versammlung wird vermisst.
  • Eine andere Tendenz bei der Bewertung von Dressurprüfungen ist nicht in Sicht und ohne Änderung des gesamten Konzepts nicht möglich.
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